Polen und die Generalkapitel
Die Entstehungsgeschichte der Polnischen Ordensprovinz
Im Jahr 1609 wurde Frater Gabriel Ferrara, ein hervorragender Chirurg, nach Polen gerufen, um König Sigismund III. zu behandeln, der schwer erkrankt war und dank der Heilkunst des Barmherzigen Bruders aus Italien wieder gesund wurde. Als Zeichen der Dankbarkeit stiftete der König das Krankenhaus St. Ursula in Krakau, das zur ersten Keimzelle des Ordens in Polen wurde. Aus dieser Keimzelle entstand das Generalkommissariat von Polen. 1642 wurde die Polnisch-Litauische Provinz auf den Titel der Seligen Jungfrau Maria von der Verkündigung gegründet. Von diesem Zeitpunkt an begann eine Blütezeit des Ordens in Polen, die insbesondere zwischen 1630 und 1660 reiche Frucht trug.
In dieser Blütezeit erlitt die Provinz 1656 aber auch großes Leid: das Martyrium von 18 Brüdern aus den Konventen von Łowicz, Lublin und Warschau durch russische und schwedische Soldaten, die in Polen eingefallen waren.
1685 bestand die Provinz laut der Chronologie von Frater Marco Aurelio Scodaniglio aus 172 Brüdern, die in 13 Hospitälern arbeiteten und bei der Bevölkerung aufgrund ihres unermüdlichen Dienstes und ihrer Selbstaufopferung hochangesehen waren.
Später, im Zuge der letzten Teilung des Königreichs Polen im Jahr 1795, wurde die Provinz zwischen dem Provinzvikariat Litauen, dem die Konvente auf russischem Gebiet angegliedert wurden, und der polnischen Provinz aufgeteilt. 1816 wurde das Vikariat Litauen zu einer Provinz, die jedoch nur von kurzer Dauer war, da die Russen die Konvente nach und nach aufhoben, bis sie 1844 endgültig erlosch. Die Polnische Provinz erlosch 1865 und wurde erst 1922 wieder errichtet.
Die wichtigsten Generalkapitel für die Polnische Provinz
Bis zum Generalkapitel von 1674 waren die teilnehmenden Vikare und Provinziale immer Italiener gewesen. Am Kapitel von 1677 nahm zum ersten Mal auch ein polnischer Provinzial teil: Frater Illuminat Chudzinski, der beim Provinzkapitel der Polnischen Provinz 1674, das in Warschau stattfand, zum Provinzial gewählt worden war.
Die Anwesenheit polnischer Brüder bei den Generalkapiteln war von da an bis zum Kapitel von 1778 eine Konstante. Sechs Jahre später konnten sie wegen starker Regenfälle nicht nach Rom reisen. In der Folge war die Situation in Europa durch politische und militärische Auseinandersetzungen so angespannt, dass nicht nur die Brüder aus Polen, sondern auch aus anderen europäischen Provinzen nicht an den Generalkapiteln teilnehmen konnten.
Erst 1922, nach der Wiederherstellung des polnischen Staates nach dem Ersten Weltkrieg, konnte auch die Polnische Provinz wieder errichtet werden. Die polnischen Brüder, die sich inzwischen der Österreichischen bzw. Schlesischen Provinz angeschlossen hatten, kehrten nach Krakau zurück, das nach mehr als drei Jahrhunderten wieder zum Metropolitankonvent erhoben wurde. Im selben Jahr fand das Generalkapitel statt, an dem Frater Jacek Misiak, der erste Provinzial der wiedererstandenen Provinz, und Frater Michał Buhl, Prior von Zebrzydowice, teilnahmen.
Beim Generalkapitel 1928 wurde Frater Bogumił Lewandosky zum vierten Generalrat gewählt und war damit der erste polnische Bruder, der ein Amt in der Generalkurie bekleidete. Nach ihm bekleidete 1939 ein weiterer polnischer Bruder, Frater Eliasz Ulman, das Amt des vierten Generaldefinitors.
Beim Generalkapitel 1947 wurde wieder ein polnischer Bruder, Frater Maurycy Bialek, zum vierten Generalrat gewählt. Er war seit Januar 1936 in Rom stationiert. Von 1946 bis 1953 war er Metropolitanprior auf der Tiberinsel. Beim Generalkapitel 1953 wurde er als vierter Generaldefinitor bestätigt und zum Generalökonom ernannt.
Und schließlich war da noch Frater Leto Grela. Er war von 1959 bis 1970 fünfter Generalrat. Im März 1960 wurde er zusammen mit anderen Brüdern nach Agadir in Marokko gesandt, um ein Feldlazarett für die Opfer des schweren Erdbebens in Marokko zu organisieren. 1970 verließ er Rom und arbeitete einige Monate lang, zunächst in Indien, in unserem Krankenhaus in Kattappana, und dann in Sambia, im Krankenhaus in Lusaka. 1972 kehrte er wegen schwerer Herzprobleme wieder auf die Tiberinsel zurück, wo er am 16. März 1973 starb.
Historische Gruppenbilder der Kapitulare der Generalkapitel
von 1922, 1928, 1934, 1947 und 1953